Kommunikation in der Krise: Schnell, transparent und nah am Menschen

Angesichts der Corona-Krise und der sich dynamisch wandelnden Herausforderungen, vor denen Hochschulen in Deutschland stehen, verschieben sich Prioritäten. Es geht nun zu allererst darum, junge international mobile Studierende in dieser schwierigen Phase so gut wie möglich zu begleiten.

Autorin: Gunda Achterhold (23. März 2020)

Homeoffice mit Laptop, Headset und Desinfektionsmittel
© DAAD/Birgit Michels

„In diesen Tagen leben wir alle im Takt der sich zuspitzenden Corona-Krise.“ Mit diesen Worten wendet sich DAAD-Präsident Professor Joybrato Mukherjee auf der Website des DAAD an die Öffentlichkeit. Weltweit werden im Zuge der Corona-Pandemie Grenzen geschlossen und Flugverbindungen gekappt, um einer schnellen Verbreitung des Virus entgegenzuwirken. Das öffentliche Leben ist in vielen Ländern massiven Einschränkungen unterworfen.

Auch der wissenschaftliche internationale Austausch ist von diesen Entwicklungen unmittelbar betroffen. In vielen Ländern sitzen junge Studierende auf gepackten Koffern, bereit zum Studium in Deutschland. Andere sind schon auf dem Sprung zurück in ihre Heimatländer und wissen nun nicht, wie es weiter geht.

Der DAAD unterstützt seine Mitgliedshochschulen und deren Studierendenschaften mit konkreten Maßnahmen. In betroffenen Gebieten ist er in Kontakt mit Stipendiatinnen und Stipendiaten, ihren Angehörigen sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und setzt sich bestmöglich für sie ein. "In einer Krise ist der Faktor Zeit ganz entscheidend", betont Michael Flacke, Pressesprecher des DAAD. Sein Team und die Abteilung Kommunikation verfolgen kontinuierlich die Entwicklungen zum Coronavirus und aktualisieren regelmäßig alle wichtigen Informationen zu Rückreiseregelungen oder Verlängerung von Stipendien, zu laufenden Bewerbungsfristen und Änderungen in den Programmabläufen. Darüber hinaus steht der DAAD im engen Austausch mit den Hochschulen, beispielsweise um flexible Lösungen für bewilligte Projekte zu finden. Eine zeitnahe und umfängliche Information sei das Gebot der Stunde, so Flacke. "Wir sehen, dass unsere Mitgliedshochschulen hier sehr gut aufgestellt sind, und gerade in der Krise schnell und transparent kommunizieren."

Digitale Formate ermöglichen persönliche Beratung

Angesichts der Corona-Krise und der sich dynamisch wandelnden Herausforderungen, vor denen Hochschulen in Deutschland stehen, verschieben sich Prioritäten. Es geht nun zu allererst darum, junge international mobile Studierende in dieser schwierigen Phase so gut wie möglich zu begleiten. Mit digitalen Formaten wie Online-Seminaren oder virtuellen Informationsveranstaltungen haben viele Hochschulvertreter bereits Erfahrungen gesammelt. Jede Form von digitalem Vorwissen erweist sich nun als wertvoll, denn die Verlagerung nahezu sämtlicher Kommunikationsprozesse ins Digitale ist das Gebot der Stunde. Glücklicherweise können zahlreiche digitale Tools auch ohne vertiefte Vorkenntnisse in Anspruch genommen werden: Eine stabile Internetverbindung, eine Webcam und eine geeignete Software - mehr braucht es nicht, um eine Gruppe von Menschen zu einem bestimmten Thema zu versammeln.

Web-Seminare eignen sich beispielsweise hervorragend als Kommunikationsinstrument in Krisenzeiten. In der Begegnung auf virtueller Ebene gewährleisten sie einen gewissen Grad an persönlicher Beratung und bieten Orientierung. Wird meine Zulassung auch im nächsten Semester noch gültig sein, bleibt im Wohnheim ein Platz für mich reserviert und was ist mit dem vorbereitenden Sprachkurs, der eigentlich im Juni stattfinden soll? All diese individuellen Fragen lassen sich in virtuellen Gesprächsrunden ansprechen und gegebenenfalls im Nachgang klären. "Wir sind in dieser schwierigen Situation für dich da", das ist die Botschaft, die Hochschulen ihren Studierenden über diese Formate vermitteln können.

Virtuell planen, mit längerfristiger Perspektive

Sommerkurse, Forschungspraktika und Hochschulmessen werden zurzeit im Minutentakt verschoben oder abgesagt. Zugleich sind Hochschulmitarbeitende teils noch mit der Planung von Veranstaltungen beschäftigt, die womöglich niemals stattfinden werden. Planungssicherheit schafft die Umstellung auf digitale Formate. So wird die DAAD-Netzwerkkonferenz, die bisher stets am ersten Donnerstag und Freitag im Juli in Bonn stattfand, in diesem Jahr ins Digitale verlegt. Es ist angedacht, unter dem Titel "DAAD Netzwerkkonferenz digital" in einer Serie aus Präsentationen, Web-Seminaren, Kurzvideos und online buchbaren Einzelgesprächen die deutschen Hochschulvertreterinnen und Hochschulvertreter umfassend über die aktuellen Entwicklungen in den jeweiligen Ländern der DAAD-Außenstellen und -Informationszentren zu informieren.

Hochschulen und Corona

Das Hochschulforum Digitalisierung unterstützt Hochschulen in der Corona-Krise mit einer umfangreichen Serviceseite, mit Hinweisen zu Toolsammlungen für Online-Veranstaltungen und weiterführenden Informationen. Auf dem Mattermost-Kanal lädt das Hochschulforum zur Diskussion über die Auswirkungen der Krise ein.

Die Suche nach virtuellen Alternativen ist in diesen unübersichtlichen Zeiten ein Thema an Hochschulen. Das zeigt auch das rege Interesse an den virtuellen Veranstaltungen von GATE-Germany, wie den Online-Hochschulpräsentationen und den virtuellen Messen. Die Online-Veranstaltungen zu Zielregionen wie Lateinamerika, Europa oder Zentralasien sowie Süd- und Osteuropa bringen Hochschulvertreter und Studierende miteinander ins Gespräch. "Die Nachfrage übersteigt aktuell das Angebot", stellt DAAD-Referatsleiter Dr. Guido Schnieders fest. Zusätzliche Veranstaltungen sind deshalb bereits in Planung. "Wir sollten an die vielen Studieninteressierten weltweit denken, die für 2021 planen", so Schnieders. Wer aus Nicht-EU-Ländern komme und noch im Entscheidungsprozess stecke, brauche einen langen Vorlauf. "Wenn wir wollen, dass sie sich von den aktuellen Entwicklungen nicht verschrecken lassen, sollten wir ihre Fragen zu Stipendien, Studiengängen und Finanzierung auch in dieser Phase beantworten."

Flannery Burdick, Geschäftsführerin der auf internationale Bildung spezialisierten Marketingagentur Olive & Crane, ermutigt Hochschulen, in Zeiten "sozialer Distanzierung" neue Wege zu gehen und das Gemeinschaftsgefühl zu stärken. Hochschulen könnten daran arbeiten, die Community in den Fernunterricht einzubinden – und in einer Phase relativer Isolation eine noch zentralere Rolle im Leben der Studierenden einzunehmen. In fächerübergreifenden Projekten könnten beispielsweise Studierende aus Robotik und Marketing neue sinnvolle Produkte entwickeln und vermarkten, schlägt die amerikanische Bildungsexpertin vor. Buddy-Programme könnten online gestellt und mit den Sprachabteilungen ihrer Hochschulen gekoppelt werden. Flannery Burdick wagt einen sehr vorsichtig optimistischen Blick nach vorne und sieht in der Krise auch die Chancen für das internationale Bildungswesen: "Die Anstrengungen, die wir jetzt unternehmen, um mit kreativen Mitteln Gemeinschaft zu schaffen, werden uns auch in Zukunft dabei unterstützen, Bildung und Interkulturalität digital erfahrbar zu machen."

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