Hochschulmessen: Direkter Zugang zur internationalen Zielgruppe

Die Begegnung von Mensch zu Mensch bleibt auch in Zeiten virtueller Angebote wichtig. Internationale Bildungsmessen ermöglichen den unmittelbaren Kontakt zur Zielgruppe und bieten Einblicke in die Hochschullandschaft vor Ort.

Messe in Japan Studieninteressierte werden beraten
© DAAD

Budapest, Tokyo oder São Paulo? Schon früh stehen die Termine für die großen internationalen Bildungsmessen im Jahr fest und die Auswahl ist immer groß. Von der Planung über die Bewerbung bis hin zur Logistik am Standort bedeutet die Teilnahme einen erheblichen Aufwand, doch Hochschulen erkennen den Mehrwert für sich. „Messeauftritte eignen sich sehr gut, um sich persönlich ein Bild vom jeweiligen Land zu machen und mit Hochschulvertretern aus der Region ins Gespräch zu kommen“, stellt Dr. Wolfgang Lambrecht fest. Der Geschäftsführer des Internationalen Universitätszentrums der Technischen Universität (TU) Chemnitz reist in der Regel allein, deshalb schätzt er die Kooperation mit anderen Messeteilnehmern bei den von GATE-Germany organisierten Messeauftritten sehr. Unter dem Dach der Kampagne Study in Germany können sich mehrere deutsche Hochschulen an einem gemeinsamen Stand präsentieren. „Damit werden wir nach außen sehr viel sichtbarer als an einem eigenen Messestand“, sagt Lambrecht. Nicht zuletzt schätzt er auch den fachlichen Austausch. „Man kommt ins Gespräch und erfährt, wie Kolleginnen und Kollegen anderer Hochschulen mit den Herausforderungen im internationalen Hochschulmarketing umgehen, das ist sehr informativ.“

Die Organisation der Teilnahme an internationalen Bildungsmessen ist Teil des Leistungsportfolios von GATE-Germany, das Interesse der deutschen Hochschulen an dem Angebot ist groß. Unterscheiden lässt sich zwischen internationalen Netzwerkmessen, bei denen der Austausch von Hochschulvertretern und Experten aus aller Welt zu Internationalisierungsthemen im Vordergrund steht, und Rekrutierungsmessen. Hier präsentieren deutsche Hochschulen interessierten Studierenden und Promovenden ihr Studien- und Promotionsangebot. Sie profitieren dabei von der Expertise des weltweiten DAAD-Netzwerks. Briefings mit Informationen zur Zielregion und Events vor Ort zur Einführung in die Hochschullandschaft zählen ebenso zu den Leistungen des Konsortiums wie die Beratung durch DAAD-Experten während des Messeauftritts, unter anderem zu Fördermöglichkeiten für internationale Studierende. Ein Rahmenprogramm ermöglicht auch abseits des Messetrubels Kontakte zu internationalen Hochschulen und Bildungsexperten der Region oder Besuche bei potenziellen Partnern wie den deutschen Auslandsschulen oder Hochschulen.

Internationale Hochschulmessen von GATE-Germany

GATE-Germany ermöglicht deutschen Hochschulen jedes Jahr die Teilnahme an unterschiedlichsten Messeformaten in mehr als 80 Ländern weltweit. Die aktuellen Ausschreibungen finden Sie in der Rubrik Internationale Hochschulmessen.

Messestand von DAAD mit internationalen Studierenden
© DAAD

Face-to-Face-Kommunikation ist nicht zu ersetzen

Die Teilnahme an internationalen Bildungsmessen ist immer mit Kosten und einem hohen zeitlichen Aufwand verbunden. „Das ist die Kehrseite“, räumt Wolfgang Lambrecht ein. Das International Office der TU Chemnitz beteiligt sich daher auch an virtuellen Messen. Auf einer Webplattform ermöglicht diese kostengünstigere Messevariante Begegnungen mit interessierten Studierenden an einem virtuellen Messestand. Sie bietet nicht nur den Hochschulen Vorteile, auch für internationale Studieninteressierte ist die Teilnahme ortsunabhängig und unkompliziert. „Es ist ein interessantes Format“, stellt Lambrecht fest. „Virtuelle Messen ersetzen jedoch nicht die Face-to-Face-Kommunikation vor Ort.“

Die persönliche Begegnung ist das, was in vielen Kulturen zählt. Diese Erfahrung machen Alice Jordan und Andreas Mai bei jedem ihrer Aufenthalte auf internationalen Messen. Im DAAD sind die beiden Referenten mit ihrem Team zuständig für die Internationalen Hochschulmessen von GATE-Germany. „Bildungsmessen sind nach wie vor sehr gefragt“, betont Mai. „Eine umfangreiche Evaluation zeigte 2017 das große Interesse sowohl der teilnehmenden Hochschulen wie der Besucher.“ Präsenzmessen bleiben danach auch in Zeiten virtueller Angebote attraktiv. Websites oder Social-Media-Kanäle spielen vor allem als Informationsquellen im Vorfeld eine große Rolle. In Mexiko, Taiwan oder Kolumbien beispielsweise kommen junge Menschen bereits bestens informiert und mit konkreten Fragen an die Stände deutscher Hochschulen. Das persönliche Kennenlernen habe dennoch einen ganz besonders hohen Stellenwert, beobachten Veranstalter und Hochschulvertreter unisono. Junge Studierende erwarten, dass auf ihre persönlichen Belange und Fragen eingegangen wird. In vielen Regionen der Welt werden sie zudem von ihren Eltern begleitet. Die Vertreter der Hochschulen sind oftmals die ersten Deutschen, denen die Familien begegnen. Der persönliche Eindruck, den sie in Gesprächen auf Hochschulmessen gewinnen, entscheidet maßgeblich über die Studienwahl und den Studienverlauf ihrer Kinder.

Person an Messestand TU Chemnitz
© TU Chemnitz

Wolfgang Lambrecht von der TU Chemnitz schätzt auch in Zeiten virtueller Formate weiterhin die persönliche Beratung.

Neue Zielländer im Fokus

Bei der Auswahl der Messeauftritte werden neue Trends im Hochschulmarketing ebenso berücksichtigt wie regionale Besonderheiten und die Erfahrungen vorangegangener Auftritte. Jede GATE-Germany-Hochschulmesse wird evaluiert, die Qualifikationen der Messebesucher fließen ebenso in die Auswertungen ein wie Rückmeldungen der teilnehmenden Hochschulen. Grundsätzlich legt das Team Wert auf eine ausgewogene Mischung der Zielregionen. „Wir erschließen den deutschen Hochschulen auch neue Bildungsmärkte wie Peru oder Ecuador, die sie bisher noch nicht als Zielländer im Fokus hatten“, so Jordan.

Die Universität des Saarlandes (UdS) hat ihre große internationale Messebeteiligung 2019 schwerpunktmäßig nach Vietnam gelegt. Die Studienerfolge junger Menschen aus der Region sind überzeugend, die Abbruchquote ist gering: Bei ihren Vorrecherchen griff das International Office der UdS auch auf die Länderinformationen des DAAD zurück. Von einer zu starken Fokussierung auf wenige große Zielregionen hält Bettina Jochum nicht viel. Die Referentin im International Office der UdS betont: „Wir schätzen die Vielfalt auf dem Campus.“ Aufgrund der Nähe zu Frankreich und einer Vielzahl deutsch-französischer Doppelstudiengänge nimmt die UdS regelmäßig an Messen in Frankreich teil. Im Rahmen weltweiter Hochschulmessen beteiligt sie sich auch an Veranstaltungen von GATE-Germany. „Wir müssen uns darauf verlassen können, dass es etablierte Messen sind, die im Vorfeld gut beworben werden“, erklärt Jochum mit Nachdruck. „Entscheidend ist, dass genügend und vor allem auch qualifizierte Besucher kommen.“

Studieninteressierte an Messestand
© DAAD

Studieninteressierte auf der EuroPosgrados 2019 in Kolumbien.

Veränderte Bedürfnisse erkennen

Auf internationalen Rekrutierungsmessen Präsenz zu zeigen und „auf Tuchfühlung“ zu gehen, hält auch sie für ausgesprochen wichtig: „Im direkten Gespräch lernen wir viel über die Studierenden und ihre sich wandelnden Bedürfnisse.“ Gute Erfahrungen macht Bettina Jochum mit Alumni, die sie mit an den Stand holt. Der Austausch mit jungen Absolventinnen und Absolventen, die von ihrer Studienzeit in Deutschland berichten, schaffe Vertrauen und nehme die Angst vor dem großen Schritt in eine fremde Welt. Auch für die weitere strategische Ausrichtung der internationalen Studienangebote sind die persönlichen Begegnungen am Messestand von Bedeutung. „In einem Jahr interessieren sich alle für Studiengänge in der Medizin, in einem anderen sind es die Erneuerbaren Energien“, so Jochum. „Auf Messen verfolgen wir, wohin die Trends gehen – und diese Beobachtungen fließen in unsere Überlegungen für die Zukunft ein.“

Gunda Achterhold (8. Oktober 2019)

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